Karfreitag
Das Frühjahr 2018 war in Österreich von einer heftigen Diskussion um Feiertage geprägt. Auslöser war ein Urteil des EuGH, wo ein Arbeitnehmer mit Unterstützung der Arbeiterkammer seine Klage vorbrachte, dass ein Kollege mit evangelischer Religionszugehörigkeit für die Arbeit am Karfreitag einen Feiertagszuschlag bekommen habe, er aber nicht. Erwartungsgemäß lautete der Spruch: Es dürfe keine Ungleichbehandlung oder Diskriminierung geben – und die österreichische Bundesregierung war gefordert, dem Parlament eine Gesetzesänderung vorzuschlagen.
Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob 12, 13 oder 14 Feiertage für ein EU-Mitgliedsland die richtige Anzahl darstellen. Bekanntlich sind ja zwei bis drei Haare am Kopf relativ wenig, allerdings in der Suppe relativ viel. Und im Vergleich mit uns umgebenden und in direkter Konkurrenz stehenden Staaten, stehen wir mit unseren 13 Feiertagen im vorderen Drittel. Also lautet die derzeitige Lösung: Kein zusätzlicher Feiertag, was für die bisher bevorzugte Gruppe evangelischer und altkatholischer Christen bedeutet, dass sie diesen Feiertag verloren haben bzw. durch einen Urlaubstag ersetzen müssen. Ob diese Lösung hält, prüfen noch die Gerichte.
Wichtiger als rechtliche Fragen erscheint allerdings die „Abstimmung mit den Füßen“. Wer am Gründonnerstag, Karfreitag und in der Osternacht die wichtigsten Feiertage der Christenmenschen mitgefeiert hat, musste – zumindest in Österreich – feststellen, dass wohl kaum noch 10% der Bevölkerung den Weg in ihre Kirchen fand. Weil sich aber Feiertage, die wir als tragende Säulen unserer Kultur gemeinsam feiern ganz wesentlich von individuell konsumierbarer „freier Zeit“ unterscheiden, ist der Vorschlag der Industriellenvereinigung, die Feiertage einfach abzuschaffen und zu den Urlaubstagen hinzuzurechnen, ganz entschieden abzulehnen.
Vielmehr müssen wir darum kämpfen, den Sinn unserer Sonn- und Feiertage zu erhalten und auch unseren Kindern und Enkeln zu vermitteln, weil sie für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft unverzichtbar sind!