Qual der Wahl
Von Robert Dahl stammt der Satz: „Stille Bürger/innen sind perfekte Subjekte für Diktaturen; aber sie sind eine Katastrophe für jede Demokratie!“ den Prof. Milan Katuninec aus der Slowakei bei einer Konferenz christlicher Gewerkschafter/innen im heurigen Frühjahr in Ljubljana zitierte.
Er beschrieb in seinem Vortrag das Jahr 1989 mit dem Fall des kommunistischen Systems in Mittel- und Osteuropa mit den Worten: „Nie zuvor in der Geschichte ist Europa der Einheit in Freiheit so nahegekommen.“ Aber seit der Jahrtausendwende und durch die digitale Revolution ist derzeit wieder ein gewaltiger Veränderungsprozess im Laufen. Es besteht die Gefahr eines Verlustes von Sinn- und Wirklichkeitsbezügen. Er forderte von den Bürger/innen in der EU kritisches Denken und sah die größte Gefahr in einem Lebensstil, der aus Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit und Leichtsinn keine Verantwortung mehr anerkennen will.
Auch wenn von vielen Seiten die Gegenwart als ein „Postfaktisches Zeitalter“ beschrieben wird, müssen wir als Gewerkschafter/innen mit aller Kraft gegen die Verbreitung von Halbwahrheiten, Lügen, Fake-News im Netz – und in weiterer Folge in Gesprächen – auftreten. Falls die Beschreibung zutrifft, dass heute immer mehr junge Menschen an Stelle von „Aktivisten“ zu „Clicktivisten“ werden, die glauben, mit einem Mausklick alles erreichen zu können, müssen wir dagegen steuern. Angesichts globaler Herausforderungen, die lauten: Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel und demographischer Wandel, wird ein Knopf mit der Bezeichnung: „Click here to save the world!“ nicht ausreichend sein.
Ja, Wahlkämpfe sind oft nervenaufreibend. Aber das ungeheure Glück, in einer Demokratie zu leben sollte uns Verpflichtung sein, für den Erhalt dieser Werte einzustehen. Seien wir also keine „stillen Bürger/innen“, sondern übernehmen wir am Wahlsonntag Verantwortung für die Richtung der Politik, indem wir jene Kandidat/innen mit unserer Stimme unterstützen, die unsere christlich-sozialen Werte im Parlament umsetzen. Das ist keine Qual, sondern ein hart erkämpftes Recht!