Rückgrat in der Krise
Es gibt viele wichtige Auftritte in der Corona-Krise: angefangen von der Politik und den Parteien bis zu Standesvertretern von „geschädigten“ Branchen. Jeder sucht (oder verheißt) „Licht am Ende des Tunnels“. Eine Gruppe bleibt in der öffentlichen Wahrnehmung fast unbemerkt: Die Familie. Und in der Familie trifft es oft am härtesten die Frauen.
Da ist ja nicht nur der Haushalt, dessen Pflege dem Haus Halt gibt, da ist auch Home-Office, Home-Schooling der Kinder aller Altersklassen und Home-Coming des Lebenspartners oder der Lebenspartnerin. Alle – Kinder wie Eltern – bringen Spannung, Müdigkeit und Grant ins Haus. Aber alle wollen Pflege, Energie,- und (nur allzu menschlich) Zuwendung, Geduld, ein offenes Ohr und Streicheleinheiten. Alle erhoffen ein Glashaus, das die rauen Seiten des Lebens aussperrt.
In dem Vielerlei von Anforderungen, Bedürfnissen und Abhängigkeiten wachsen Spannung, Müdigkeit und Ungeduld. Es blüht der „Grant“. Nervosität und Empfindlichkeiten wachsen – und keiner merkt, dass jeder jeden damit ansteckt.
Die Familie, „Keimzelle des Lebens“ nennt sie die Soziallehre. „Sorgenkind“ nennt sie die Politik. Oft genug geht sie unter dem Druck von Arbeit, Sorgen, sozialem Geltungsdruck und unerfüllter Erwartungen zu Bruch.
Corona macht bewusst, dass auch Partnerschaft, Familie und Großfamilie dauernd aufmerksame Pflege brauchen. Plötzlich spürt man wieder, dass das eigene Wohlergehen auch vom Wohlergehen des oder der anderen abhängt, dass Geben und Nehmen zusammengehören, denn Familie geht nur wenn gilt: Einer trage des anderen Last!
Die wirtschaftliche Seite des Home-Office ist im ersten Hinsehen für alle interessant: Der Arbeitgeber spart Ressourcen, der Arbeitnehmer spart Zeit für den Weg zur Arbeit. Die Ersparnis belastet einen dritten Mitspieler: die Familie.
Mit der Familie ist es halt wie mit der Freiheit: Man vermisst sie erst, wenn sie verloren geht.