Monsignore Schelling – Held von Dachau
Monsignore Georg Schelling (1906-81) – ein Bekenner des Glaubens und der Held von Dachau
Nach der Entlassung des Oberösterreichers Franz Ohnmacht aus dem KZ Dachau im März 1943 wählten die dort rund 2.700 internierten katholischen Priester aus ganz Europa erneut einen Österreicher als Lagerkaplan: Mit Georg Schelling war dies einer, der schon im Mai 1938 dorthin deportiert worden war. Der aus Buch bei Wolfurt in Vorarlberg gebürtige Georg Schelling besuchte am Vinzentinum in Brixen und am Privatgymnasium der Zisterzienser in der Mehrerau bei Bregenz das Gymnasium. 1926 schloss er es mit Auszeichnung ab. Am Priesterseminar in Brixen studierte er dann – ebenfalls mit Auszeichnung – Theologie. 1930 wurde er vom späteren Erzbischof von Salzburg, Sigismund Waitz, im Innsbrucker Dom zum Priester geweiht.
Die Mehrerau
Der österreichische Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel war mit dem Kloster Mehrerau und dessen Abt Kassian Haid besonders verbunden. 1923 besuchte er Schule und Kloster im Zuge des Wahlkampfes für die Nationalratswahl. 1924 feierte er dort mit dem Rottenburger Bischof Paul Wilhelm Keppler dessen 50jähriges Priesterjubiläum und erholte sich den ganzen August über von den Folgen des Pistolenattentates, welches der verarmte Spinnereiarbeiter Karl Jakworek am 1. Juni 1924 auf den Prälaten und Bundeskanzler am Wiener Südbahnhof verübt hatte. Nach dem Tod von Keppler richtete die Mehrerau im November 1927 eine Gedächtnisfeier für ihn aus, an welcher mit Eugenio Pacelli der spätere Papst Pius XII. und der Münchner Erzbischof Michael Faulhaber teilnahmen. Beide wurden für den damaligen Schüler Georg Schelling in seinem späteren Leben zu entscheidenden Persönlichkeiten.
Lagerdekan im KZ Dachau
Erzbischof Faulhaber ernannte Schelling nämlich 1944 zum sog. Lagerdekan von Dachau und gab seiner bis dahin nur von der Lager-SS geduldeten Funktion eines Lagerkaplans die kirchenrechtliche Anerkennung. Pius XII. hatte schon 1940 in zähen Verhandlungen mit Berlin erreicht, dass alle in Europa durch die NS-Diktatur internierten katholischen Priester in einem einzigen Lager zusammengefasst und darin in einem von anderen politischen Häftlingen abgesonderten Block interniert wurden. Zwischen 1940 und 1942 erhielten die Priester in Dachau deswegen auch geringfügig bessere Essensrationen. In der Regel wurden ihnen diese als Lebensmittelpakete von zu Hause zugestellt.
Gottesdienste im KZ Dachau
Ein besonderes Privileg war jedoch die Einrichtung einer Lagerkapelle, in der sie täglich die Heilige Messe feiern durften. Allerdings war es nur dem Lagerkaplan erlaubt, die Messe zu lesen. Als der Vorarlberger Schelling 1943 den Oberösterreicher Ohnmacht in dieser Funktion ablöste, beendete er dieses Privileg. Schelling ermöglichte es in der Folge, dass jede Messe jeweils von einem anderen Priester gelesen wurde.
Held von Dachau
Schelling war auch bei der Lebensmittelvergabe, den Arbeitsaufträgen und beim Zusammenleben im mit Fortdauer des Zweiten Weltkrieges immer voller werden Priesterblock im KZ Dachau um eine möglichst egalitäre Vorgangsweise bemüht. Vielen Priesterbrüdern rettete er damit das Leben. Der spätere Tiroler Caritas Direktor Josef Steinkelderer bezeichnete ihn deswegen nach dem Krieg auch als den „Held von Dachau“.
Wissenschaftliche Biographie und interaktive Ausstellung
Im April 1945 war Georg Schelling aus dem KZ Dachau entlassen worden. Nach zwei Jahren als Kaplan der kleinen Stickereigemeinde Altach im Vorarlberger Rheintal wurde Georg Schelling von Bischof Paulus Rusch in Anerkennung seiner Leiden und seines Einsatzes für die Priesterbrüder im KZ Dachau zum Geistlichen Rat ernannt und zum Pfarrer von Nenzing im Vorarlberger Walgau berufen. Dort wirkte er bis zu seinem Tod im Dezember 1981. Bundeskanzler Leopold Figl besuchte ihn in Nenzing mehrfach. Die beiden kannten sich aus dem KZ Dachau und blieben einander ein Leben lang verbunden.
Im November 2019 präsentierten das Carl Lampert Forum der Katholischen Kirche Vorarlberg und das dortige Diözesanarchiv die erste wissenschaftliche Biographie dieses großen Österreichers. Im Januar 2020 wurde im Carl Lampert Archiv in Feldkirch eine Ausstellung über das Leben von Georg Schelling eröffnet. Die Biographie über Monsignore Georg Schelling ist zum Preis von 19,- Euro direkt beim Diözesanarchiv Feldkirch zu beziehen, Email: michael-fliri@kath-kirche-vorarlberg.at.
Weitere Details zum Buch finden sich unter: https://cms.kath-kirchevorarlberg.at/organisation/archiv/artikel/qu-8.
Ein Podcast über Georg Schelling lässt sich abrufen über: https://soundcloud.com/vn-woche/folge12.