Verdunstung der Ethik?
Franz Fischler, ÖVP-Leuchtturm als Minister und EU-Kommissar, sagt in einem Interview (Der Standard, 14.10.2021) die ethische Dimension sei nicht nur in der ÖVP, sondern in ganz Österreich verdunstet.
Ist die Krise der Parteien dem „Verdunsten der Ethik“ geschuldet? Hat doch die ÖVP traditionell das „Rückgrat“ der Christlichen Soziallehre.
Für alle großen Massenbewegungen, wie politische Parteien, Interessensvertretungen – auch Gewerkschaften – gilt die Erfahrung, dass Herausforderungen im politischen Tagesgeschäft die ethischen Prinzipien in den Hintergrund drängen: Erschlafft dabei das ethische Rückgrat, verdunstet die Ethik?
Politische Ethik
Das politische Handeln wird – nach Ansicht von Politologen – von drei Dimensionen
geprägt:
– vom politischen System (in unserem Falle der rechtsstaatlichen Demokratie)
– von der Strategie und den Zielsetzungen der Regierenden (der Parteien)
– vom politischen Alltagshandeln.
Es ist klar, dass alle drei Elemente wenigsten einer allgemein akzeptierten humanistischen Ethik entsprechen sollen. Daher gilt:
– Das System wird von Verfassung und Menschenrechtskonvention bestimmt.
– Die Zielsetzungen und die Strategie sollen demokratischen (und christlichen) Grundsetzen entsprechen.
– Das politische Alltagshandeln allerdings liegt in der persönlichen Verantwortung der Regierenden.
In der Beurteilung der letzten Entwicklungen in Österreich gilt für mich zunächst der biblische Grundsatz: „Wer von Euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“ (Joh 8,7). Aber die Ereignisse bringen mich zum Denken:
Gewerkschaftsethik
Auch für GewerkschafterInnen und ihr Engagement sind diese Kriterien Parameter:
– Ist die Struktur und „Verfassung“ der Gewerkschaft human, rechtsstaatlich, menschenfreundlich und zielführend im Interesse der ArbeitnehmerInnen?
– Sind die Zielsetzungen familiengerecht, zukunftsorientiert und am Gemeinwohl interessiert?
– Ist das Alltagshandeln, die „body-language“, des gewerkschaftlichen Engagements solidarisch, kollegial und gendergerecht?
Ethik in der FCG
Für FCG-lerInnen gilt als Orientierung die christliche Soziallehre mit ihren Prinzipien der Personalität, der Solidarität, der Subsidiarität, und des generationsgerechten Gemeinwohls. Sie sind das „ethische Rückgrat“. Es sollte tragfähig bleiben.
Und aktuell: Auch das Klima und die Gesundheit aller Menschen im Land gehören zum Gemeinwohl.