Gedenkjahre
„Die Geschichte ist der beste Lehrer mit den unaufmerksamsten Schülern“ lautet ein Zitat, welches der ehemaligen indischen Premierministerin Indira Gandhi zugeschrieben wird. Heuer befindet sich Österreich fast im „Gedenkjahr-Fieber“, weil es so viele Jubiläen gibt.
Vor 100 Jahren endete der 1. Weltkrieg und nach Jahrhunderten der Monarchie wurde die Republik Österreich gegründet. Schon damals wurde Österreich als „Bundesstaat“ errichtet, es standen also die Bundesländer und das Zusammenwirken im Föderalismus an der Wiege der Republik. Die in den Folgejahren entwickelte Bundesverfassung bildet bis heute die Basis für unseren modernen Rechtsstaat, wo neben der Gewaltenteilung auch Freiheit und Demokratie herrschen. Weniger Grund zum Feiern gibt wohl das Jahr 1938, als die erste Republik wieder von der Landkarte verschwand. Dieser Untergang bildete den Auftakt für den 2. Weltkrieg, wo neben den Millionen Toten auf den Schlachtfeldern und auch in der Zivilbevölkerung das dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte, der Massenmord in den Konzentrationslagern, für den man bis heute kaum Worte findet, der „Holocaust“, zu einem Ruf führte: Nie wieder!
Es scheint fast, als hätte die gesamte Menschheit nach diesen beiden schrecklichen Weltkriegen kurz innegehalten – deswegen können wir das nächste Jubiläum wieder als „Sternstunde“ der Geschichte feiern: Im Jahr 1948 wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ verabschiedet – eine kurze, klare Erklärung, an deren Umsetzung wir bis heute in vielen Teilen der Welt noch hart arbeiten.
So ließe sich die Liste der Gedenkjahre noch lange fortsetzen – aber vielleicht geht es weniger um die Vielzahl der Jubiläen, als um das ruhige Nachdenken, um etwas mehr Bereitschaft, aus diesem Bedenken auch Kraft für unser Engagement als Christgewerkschafter/innen zu ziehen. Wenn es uns auch schwerfällt aus Fehlern zu lernen, schreibt uns doch niemand vor, diese wiederholen zu müssen. Also nutzen wir die Chance!