Das neue Kommunizieren
„Sie sprechen so laut, als ob Sie Unrecht hätten!“ habe einst sein Bischof zu ihm gesagt, berichtete einmal Psychotherapeut, Arnold Mettnitzer, über die durchaus schwierige Gesprächssituation, als er bei seiner Erklärung, nicht mehr länger Priester sein zu können, etwas lauter geworden war.
Nicht an der Lautstärke, sondern der dahinterstehenden Haltung, sein gegenüber „niederbrüllen“ zu wollen, lässt sich „neues Kommunizieren“ belegen. Bis vor 10 Jahren war für den/die Bürger/in die „repräsentative Demokratie“ der Normalfall. Politische Parteien haben im Interesse ihrer Wähler/innen Verhandlungen geführt, ebenso Sozialpartner, die in der Regel zu einem Kompromiss führten, mit dem beide Seiten leben konnten. Dieser erfolgreiche Lösungsansatz wird zusehends weniger.
Ständig wachsend ist hingegen jene Gruppe von Menschen, welche das „Smart-Phone“ dazu nutzt, die eigene Meinung, via Facebook, Twitter und andere Social Media Kanäle ins Netz zu stellen. Meist völlig ungefiltert, oft auch anonym, wobei eine Bekanntgabe der Identität als Einschränkung der persönlichen Freiheit scharf zurückgewiesen wird. Weil jede andere Meinung mit einem „wisch und weg“ verschwindet, wird in der „Blase“ Gleichgesinnter die eigene Meinung verstärkt und aufgeblasen. Dies führt neben der völligen Unfähigkeit, Kritik auszuhalten, auch zu einer neuen „Kommunikations-Unkultur“: Erstens: Egal zu welchem Thema, es werden Schreiben losgeschickt, die oft persönlich beleidigende Schimpfworte enthalten, jedenfalls aber voller Empörung sind. Zweitens: Versucht man, so ein Schreiben mit einigen sachlichen Argumenten zu beantworten folgt Drittens: Sofortiger und dauerhafter Dialog-Abbruch!
Wenn Menschen nicht mehr aushalten, dass andere Menschen eben auch andere Meinungen haben dürfen und dies in „zivilisierter Form“ nach einem Austausch der Argumente zu einem „Kompromiss“ führt, sondern jeden Kompromiss als Niederlage empfinden, wird es schwierig: jedenfalls sollten wir das Feld nicht jenen überlassen, die am Lautesten brüllen!