Politischer Body
Body-Language und Weiße-Westen-Parade
Politischer Diskurs soll immer pointiert sein, um Problemfelder hervorzuheben. Politische Auseinandersetzung sollte diese Problemfelder klar benennen, Perspektiven aufzeigen und realisierbare Lösungen skizzieren.
Per Definitionem ist ja der „Politiker“ am Wohlergehen der ganzen „Polis“ – der ganzen Gesellschaft – interessiert und für ihr Wohlergehen, d.h. das Wohlergehen der BürgerInnen, engagiert. Engagiert im doppelten Sinn: Engagiert von den BürgerInnen, die ihn oder sie wählen. Engagiert hoffentlich auch in seiner inneren Haltung.
Ist er/sie das oder sollte er/sie nur so sein?
Zurzeit erleben wir einen Diskurs, der sich nicht mit der Gesellschaft, mit dem Wohl der BürgerInnen, beschäftigt, sondern mit pathologengleicher Spitzfindigkeit die Vivisektion der jeweils gegnerischen Partei betreibt.
Regierung, wie Opposition präsentieren sich mit einer Körpersprache, die an die Grenzen der Rüpelhaftigkeit geht, um mediale Showeffekte zu erreichen. Grobe, wie auch elegante Wortkaskaden können diese Körpersprache der Parteien nicht verdecken. Sie ist gut wahrnehmbar aggressiv, verletzend und geht in einigen Fällen geradezu höhnisch bis an die Grenzen des legal noch Tragbaren
Demokratiepolitisch ist das eine Bankrotterklärung. Kommentare aus dem Ausland benennen dies nicht bewundernd, sondern verwundert. Geschieht es doch „im Herzen“ (so das gepflegte Selbstverständnis Österreichs) des humanistischen und angeblich zivilisierten Europa, nicht im Dickicht einer „Bananenrepublik“.
Das Demokratieradar – eine periodische Umfrage zum Vertrauen in die Politik – zeigt, dass immer weniger Junge „der Politik“ und ihren Akteuren vertrauen. Dabei ist es schwer festzustellen, ob die Ursache des Misstrauens in den Anti-Corona-Maßnahmen, im Wirbel um die Chat-Protokolle und das Gebaren des Untersuchungsausschusses oder im Herausfordern der Verfassungsinstitutionen zu finden sind.
Die gegenwärtige Auseinandersetzung stellt die Frage: Muss parteipolitische Packelei die Wertorientierung der politischen Akteure bestimmen? Im Denken der „schwarzen“ Christlichsozialen war politische Arbeit mehr als gewinnorientierter Leistungssport, mehr als „Profikarriere“ und mediale Omnipräsenz.
Gilt jetzt als politisches Ziel weder die Korrektur von Fehlern der Vergangenheit, noch eine Perspektive für die Zukunft, sondern einzig das Vorzeigen der weißen Weste als Unschuldslamm? Die Jungen, die sich vom politischen Geschehen abwenden, meinen wahrscheinlich, es wäre Zeit, sich vom Sumpf des „Es war ja schon immer so“ abzuwenden. Elegante Wortkaskaden können die politische Körpersprache modisch bedecken, eventuell verstecken, aber nicht auf Dauer verdecken.