Kellner und Gäste
„Als eine spaltende soziale Folge der Epidemie erleben wir neue Arbeit in Form einer Rückkehr zur „Dienstbotengesellschaft“. Es wird dafür geworben, von zuhause aus bequem zu bestellen. Die Lieferung ins Haus soll jedoch nicht mehr kosten als der Kauf im Laden oder in der Pizzeria. Den Preis bezahlen die neuen prekär Beschäftigten,“ schreibt die Kath Aktion Österreichs in einem im Juni 2022 erschienen Dossier mit dem Titel: „Arbeit und soziale Fairness“
Und sie beschreibt damit recht gut, dass die über zwei Jahre der Corona-Pandemie auch in Österreich vieles verändert haben. Die Versuchung in den derzeitigen „multiplen Krisen“ ist sehr groß, nach (vor-)schnellen Lösungen zu rufen. Zusammen mit der noch nicht endgültig überwundenen Corona-Pandemie, dem leider in der Ukraine tobenden Angriffskrieg Russlands und der notwendigen Transformation unseres „way of life“ – unserer Art zu leben und zu wirtschaften – Stichworte: Klimakrise, Globalisierung, Digitalisierung und Altersstruktur sind all diese Krisen nicht voneinander getrennt zu sehen, sondern stehen in sich verstärkender Wechselwirkung. Rasch sollen dafür Lösungen gefunden werden. Und mit riesigem Eifer wird nach Schuldigen gesucht: die Regierung, die Politiker/innen … irgendjemand muss doch schuld sein. Die Opposition in Österreich, die trotz aktuell beschlossener Milliardenpakete gegen die Teuerung, das Narrativ von der „Untätigkeit der Regierung“ täglich neu erzählt, ist leider mit dieser Erzählung Teil der Krise, nicht der Lösung. All das droht die Spaltung unserer Gesellschaft weiter zu vertiefen.
Als Christgewerkschafter:innen geht es uns erst in zweiter Linie um das WAS und das WIE. Zuerst steht: WOFÜR kämpfen wir? Wir kämpfen darum, dass unsere Gesellschaft eben nicht in Kellner und Gäste zerfällt. Wir wollen keine Gesellschaft, in der die „Herrschaften“ anschaffen – am Liebsten rund um die Uhr – und Dienstboten die Pakete zustellen, Pizza liefern und auch sonst jegliche Wünsche erfüllen. Schmal ist er geworden, der Grat, wo entschieden wird, auf welche Seite des Lebens man fällt: auf die Brot- oder Butterseite!